Politik

Gespräche mit der AfD Verdi-Chef sieht Unternehmerverband nach rechts abdriften

27.11.2025, 05:27 Uhr
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"Wehret den Anfängen!", mahnt Verdi-Chef Werneke. (Foto: picture alliance/dpa)

Der Verband der Familienunternehmer will mit AfD-Vertretern reden. Bei den Gewerkschaften sieht man die Entwicklung mit Sorge. Der DGB dringt auf eine klare Distanzierung der Mitgliedsunternehmen.

Nachdem sich der Verband der Familienunternehmer für Gespräche mit der AfD geöffnet hat, fordert Verdi-Chef Frank Werneke eine klare Positionierung von Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbänden. Der Verband unter Präsidentin Marie-Christine Ostermann falle "schon seit geraumer Zeit durch immer radikaler werdende Positionen auf" und drohe nun, "endgültig nach rechts abzudriften", sagte Werneke den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Die Geschichte mahnt, wie wichtig eine klare Abgrenzung der Wirtschaft gegenüber Rechtsextremen ist." Er verwies dabei auf historische Parallelen zur Unterstützung der NSDAP durch Industrielle im Jahr 1933. "Also: Wehret den Anfängen!", sagte er.

Auslöser der Debatte ist ein Parlamentarischer Abend des Verbands im Oktober, zu dem erstmals auch AfD-Vertreter eingeladen worden waren. Ostermann sagte dem "Handelsblatt", das "Kontaktverbot" zu AfD-Bundestagsabgeordneten sei aufgehoben worden. In der Folge kündigten die Drogeriekette Rossmann und der Hausgerätehersteller Vorwerk ihre Mitgliedschaften im Verband. Die Melitta-Gruppe hält sich nach eigenen Angaben offen, ihre Mitgliedschaft zu überdenken.

DGB sieht Schaden für den Wirtschaftsstandort

Auch Anja Piel aus dem Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) forderte die Mitgliedsunternehmen des Verbands auf, sich klar hinter die Brandmauer zur AfD zu stellen. Deren Einreißen "nach rechts" gefährde Demokratie, internationales Ansehen und Wirtschaftsstandort, sagte sie den Funke-Zeitungen. Die Abschottungspolitik der AfD erschwere die Fachkräftesicherung erheblich und bedrohe die Arbeitsfähigkeit etwa von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Unternehmerfamilien stünden zudem in einer besonderen historischen Verantwortung, sagte sie mit Blick auf Verstrickungen deutscher Unternehmen in der NS-Zeit.

Der Verband verteidigte seinen Kurs. Mit Andersdenkenden zu diskutieren, heiße nicht, deren Positionen zu akzeptieren, sagte Ostermann. Zugleich wolle man keine Regierung mit AfD-Beteiligung, denn deren Weltbild passe nicht zur freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Grundüberzeugung des Verbands.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

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